Kirchzarten 2005

Black Forest Bike Marathon 2005

Super Wetter, Wahnsinnsstrecke und vier fat tire flyer:

Birgit, Meik, Sascha und Wolfgang auf den Wegen des Hoschschwarzwaldes beim Black Forest Ultra Bike Marathon 2005. Diesmal haben wir uns die Zeit genommen, auch ein paar Bilder während des Rennens zu schießen. Was wir erlebt und gesehen haben, ist in untenstehender Gallerie und Story zusammengefasst.

Black Forest Ultra Bike Marathon 2005

Auch dieses Jahr konnten wir der Qual nicht widerstehen. Im Gegensatz zu 2004 allerdings jetzt unter dem Motto: Back to the roots! So haben wir auf Hotel, Luxus und eine zusätzliche Übernachtung nach dem Rennen verzichtet und sind mit Schlafsack, Zelt und Luftmatratze losgezogen.

Die Reservierung auf dem Campingplatz „Am Kurpark“ stellte sich als gute Wahl heraus. Sowohl der Stellplatz als auch die sanitären Anlagen waren sauber und gepflegt. Obwohl wir nur eine Nacht gebucht hatten, durften wir unser Auto bis Sonntag nachmittag stehen lassen. Das alles für insgesamt 9 Euro pro Person ist wohl eine Empfehlung wert. Hinzu kommt noch, dass der Platz nur ein paar Fahrradminuten vom Start entfernt liegt.

Der Sonntagmorgen bestätigte die Wettervorhersage: kein Wölkchen am Himmel und hochsommerliche Temperaturen, die im Laufe des Tages bis auf 34 Grad ansteigen sollten. Der Hinweis eines Helfers, vor 3 Jahren hät´s noch 1 Grad mehr gehabt, ließ uns aufatmen.

Irgendwo zwischen 7.30 und 8.30 Uhr wurden wir (Birgit, Meik, Sascha und ich) auf die Strecke von 116 bzw. 77 Km geschickt. Trotz der großen Menge von über 4000 Startern gab es nie Gedrängel oder gefährliche Überholmanöver. Der Parcours war gut gezeichnet, vor jeder Gefahrenstelle wurde gewarnt. Ein Lob an die Veranstalter! Lediglich die Singletrailer hätten Grund zur Beschwerde gehabt: die Strecke bestand fast ausschließlich aus Wald- und Forstwegen ohne fahrtechnische Schwierigkeiten.

Der sportliche Anspruch bestand in der Bewältigung der 3150 (Ultra) bzw. 2000 (Marathon) Höhenmeter. Nicht vergessen werden wir aber auch den landschaftlichen Anspruch: immer wieder boten sich uns Ausblicke auf grüne Täler, idyllische Dörfchen und nicht zuletzt den tiefblauen Titisee. Zusammen mit dem Wetter und der idealen Fernsicht eine einzigartige Kombination.

Noch ein paar Worte zur Strecke: Um den Belangen des Naturschutzes gerecht zu werden, wurden einige Teilstücke geändert. Damit geht die Vergleichbarkeit der Zeiten über die Jahre zwar verloren, der Akzeptanz des Mountainbikens seitens der Bevölkerung ist es aber sehr zuträglich. Ich denke, das ist es wert.

Dank der Hitze stieg unser Konsum an isotonischen Getränken ins Unermessliche, dank der Höhenmeter auch der Konsum an Bananen, Apfelstückchen und Powerriegeln.

Irgendwann hast du das Zeug einfach nur noch satt und wünschst dir ein saftiges Steak und ein Bier.

Die Realität holte mich an der zweitletzten Verpflegungsstation ein. Erste Anzeichen einer Unterzuckerung zwangen mich zur Disziplin: Kohlenhydrate und ausreichend Flüssigkeit, auch wenn der Magen noch so rebelliert.

Und siehe da, mit steigendem Blutzuckerspiegel wuchs auch wieder die Kraft in meinen Beinen und die Motivation für den Rest der Strecke.

So kamen wir letztendlich alle knitterhagelkaputt aber mit einem nicht nur adrenalinspiegelverursachtem Lächeln durchs Ziel.

Der Rest des Projekts, die wohltuhende Dusche danach und die Heimfahrt zurück ins Siegerland, verlief ohne Probleme. Sozusagen ein rundum gelungenes Wochenende, und: endlich mal wieder eine Tour ohne kalte Füße, Matsch und Regen.

Wolle

Ruhrpottcross 2005

Ruhrpottcross 2005: Singletrail-Schlammschlacht

Mal wieder eine Leserreise! Im Frühjahr publizierte die Zeitschrift Mountainbike mit dem Ruhrpottcross eine Zweitagestour ganz in unserer Nähe. Deswegen und weil wir wissen wollten, wo sich im Ruhrgebiet zwischen Duisburg und Dortmund 130 Km und 3200 Hm Trails verstecken, haben Sascha, Meik und ich uns angemeldet. Ein Stück Ruhrpottkult hatten wir ja schon in 2002 rund um Aplerbeck kennengelernt (siehe Archiv).

Am Anfang steht die Anreise von Eichen über Siegen und Düsseldorf nach Duisburg. Viel zu früh muss ich aufstehen, denn der Weg von Eichen nach Siegen muss per Bike bewältigt werden, um diese Uhrzeit fährt hier noch kein Zug.

In Siegen steige ich in den Regionalexpress nach Köln und mit mir ein, wie ich annehme, ebenfalls begeisterter Radfahrer.“Jesus lebt!“ verkünden Plakate an seinem Rad und seiner Tasche. Er schenkt mir ein Faltblatt, dankbar vertreibe ich mir mit dem Studium dieser Lektüre die Langeweile bis zum Bahnhof Niederschelden .

Sascha und Meik steigen zu, sie haben Pech: Jesus lebt zwar immer noch, aber Er schläft und ich behalte meinen Wissensvorsprung für mich. In Düsseldorf müssen wir umsteigen. Jesus lebt weiterhin, wir lassen Ihn schlafen, sein Fahrrad wäre für den Wald wohl ohnehin nicht geeignet gewesen, Gott möge ihn behüten.

Endstation Duisburg-Hauptbahnhof. 3 Km entfernt finden wir das Wedau-Stadion, hier beginnt die Tour. Bei Temperaturen um die 10 Grad setzt leichter Regen ein, ich kleide mich mit Regenjacke, Regenhose und Überziehern ein und sehe aus wie ein Michelinmännchen.

Nach 15 Km Radweg ohne nennenswerte Steigungen tauchen wir in die Wälder und Trails entlang der Ruhr ein. Die Jungs von der „Mountainbike“ und Manfred Stromberg als Organisator haben ganze Arbeit geleistet und kaum einen Singletrail der Region unberücksichtigt gelassen.

Nichts für Waldautobahn- und Schönwetterbiker! Die Wege sind schmal und das Wetter macht die Tour zur Schlammschlacht. „Eintauchen“ im wahrsten Sinne des Wortes, die Plempe ist manchmal 15 cm tief und zehrt an Mensch und Maschine.

An einem Abhang entscheide ich mich für Absteigen und Schieben. Ersteres funktioniert gerade noch, aus dem Schieben wird Ausrutschen und auf dem Hintern gehts durch die Matsche nach unten. Hinter mir ruft Meik: „Gib mir eine Plastiktüteeeaaahhhh!“ Er erleidet ein ähnliches Schicksal wie ich und braucht keine Tüte mehr.

Im weiteren Verlauf des Tages wiederholen sich solche und ähnliche Szenen öfters. Ganz nebenbei zwingt uns auf einer Anhöhe ein ordentliches Gewitter zu einem Zwangsaufenthalt in Manni´s Servicebus. Kurz vor Ende der Etappe setzt ein Hagelschauer noch einen drauf und wir müssen langsamer fahren, damit die kleinen Eiskugeln nicht durch die Haut gehen. Leider geht uns bei diesem Wetter der Blick für die Umgebung mit ihren Sehenswürdigkeiten verloren.

Aber: trotz Wind und Wetter halten wir durch und kommen ohne nennenswerte Verluste in Hattingen an der JuBi Welper an. Der Herbergsvater schlägt ob unseres Aussehens die Hände über dem Kopf zusammen, wir bekommen trotzdem ein tolles Abendessen, haben beim anschließenden Bier unseren Spaß und dürfen in guten Zweibettzimmern übernachten.

Der zweite Tag beginnt mit einem ordentlichen Frühstück und dem Versprechen des Veranstalters, nicht mehr ganz soviel Schlamm zwischen die Stollen zu bekommen. Der hat dann wohl die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der Wirt heißt Himmel und öffnet immer wieder seine Schleusen. Da hilft auch kein Unterstellen im Wald, denn nach kurzer Zeit ergießen sich Sturzbäche aus dem Blattwerk auf unsere Köpfe. Vielleicht hätte Er was dran drehen können, wir hätten ihn doch mitnehmen sollen.

Trotz des widrigen Wetters bleiben wir tapfer und kämpfen uns durch die geplante Strecke. Um die Mittagszeit erreichen wir im Muttental das Zuhause von Manfred Stromberg, die Fahrtechnikschule „Bikeride“. Wir bewundern das Rotwild in seinem Stall und bedienen uns seines Hochdruckreinigers, um unsere Böcke wieder halbwegs fahrtüchtig zu machen.

Nach tatsächlichen 130 Kilo- und 3000 Höhenmetern kommen wir in Dortmund an. Ursprünglich war als Zielort das Westfalenstadion vorgesehen. Da heute die Schwarz-Gelben spielen und der Klügere nachgibt, weichen wir aus auf den Parkplatz des Dortmunder Zoos.

Nachdem wir uns vom Rest der Gruppe verabschiedet haben, führt uns unser Guide netterweise noch auf dem schnellsten Weg zum Bahnhof. Mit einem Affenzahn hasten wir hinter Ihm und seinem 18-Kilo Freerider durch die Straßen der Ruhrmetropole.

Es reicht gerade noch für einen Kurzeinkauf: drei Döner, ein Sixpack Krombacher und ein Schönes-Wochenende-Ticket für die anschließende Heimfahrt. Was für ein Wochenende!

Wolle

Marburg 2005

Marburg 2005

bus zum zug

Diesmal war es der 9. April, eine Woche später als im letzten Jahr, dafür aber mindestens einen Monat kälter. Unser Grundlagenausdauerklassiker Marburg stand diesmal im Zeichen von Wind und Schnee.

Einzelheiten und Hintergründe der Marburg-Tour findet ihr in den alten Tourenbeschreibungen im Archiv, bitte oben auf’s Bild klicken dort gibt´s die Bilder zur aktuellen Tour.

Hohe Bracht 2005

Mission Impossible?

Nicht für uns. Trotz geschlossener, 20 cm hoher Schneedecke, eisigem Wind und zahlreichen Irrwegen haben wir unser Ziel erreicht. Den Beweis findet ihr auf den Bildern, die Story ist eigentlich das Ende einer Trilogie und hier zu finden.

Teil 1: Es geschah zu einer Zeit…

Es geschah zu einer Zeit, in der nur wahre Helden und Männer sich in die unwegsame rauhe Natur begeben. Sonntag den 13. Februar im Jahre des Herrn 2005, 9.30 Uhr.
Nach 4 Tagen der sintflutartigen Regenfälle hat ab den frühen Morgenstunden Schneefall eingesetzt. Gut so, denn so bleibt
einem der Anblick der wirklich bescheidenen Bodenverhältnisse erspart. Bei solch widrigen Wetterbedingungen reissen sich nur ganze Kerle morgens vom warmen schenkel der Angebeteten los, und brechen auf in die Wälder des südlichen Siegerlandes.

9.30: Eiserfeld Marktplatz, kein Arsch da!? Doch da kommt er – Sascha.

Schnell wird klar – heute traut sich sonst keiner. Es geht los an der katholischen Kirche vorbei auf den Eichert. Es ist nass und zäh wie Scheisse nach 20 guinness – nur eben weiss. Hinauf am Kaiserschacht vorbei zur Kreuzeiche. im großen Bogen (mit ein paar kleinen Gimmicks von Sascha 🙂 zum fusse des Kunstertales.
Lebensgefährliche Wasserdurchfahrt durch den örtlichen reissenden Wildbach. O-ton sascha: das hätten wir jetzt besser
nicht gemacht! Füsse nass – egal. Aufstieg zum Steimel. Schneefall setzt ein. Mehr, noch mehr Schneegestöber. Man
sieht die Hand nicht mehr vor Augen. Auf dem Steimel angekommen sieht man schemenhaft einen kleinen Schneepflug
der sich müht um den Gästeparkplatz frei zu bekommen. Der Fahrer blickt uns ungläubig und fassungslos an – wir ihn auch.
Ich muss die Brille absetzen, sehe nichts mehr.
Vom Steimel runter Richtung Römel, mein erster Sturz. Bergauf. Zu faul zum Schalten und einfach umgefallen. Besser jetzt als auf dem Rückweg (Meik weiss was ich meine :). Über den Römel auf den Pfannenberg. Sascha: ich schmecke es schon!

Jetzt auf dem schnellsten Weg zur Schränke. Märchenhafte Winterlandschaft und bergab treten. Grosses Ritzel – Fehlanzeige.
11 Uhr Ankunft schränke, Helme und Klamotten weiss – Bier gelb.

Das haben wir uns aber auch mal wieder richtig verdient. Abfahrt über die Strasse ins Tal. Ja – an so einem Tag werden
Helden geboren.

Fazit: man muss es mal erlebt haben – ihr habt was verpasst.

Teil 2: Wahre Helden fahren einsam

27.02.05 und keiner will fahren. na gut, dann eben alleine. Ich habe mich ja nicht aus dem Bett geschält für nichts. Super Sonne und ab gehts.
Oberhalb der Richerfeldschule gehts richtung Hubach. Aufstieg zur Eisernhardt. Ja, wenn man eine festgetretene Spur hat ist alles gut. Ungläubige Blicke von Rodelfahrern die das Rollfeld erklimmen. Halbe Höhe geht es dann rechts in den Wald Richtung Faule Birke – und das Drama beginnt.

Geeier und lustige kleine Stürze in den Tiefschnee. Nichts anmerken lassen – die Rodler könnten einen ja noch sehen. Das
muss halt so sein. Kleine Steigung – aus der Spur gekommen – Mist, schieben. Ein paar Wanderer trauen auch ihren Augen nicht so recht, aber immer freundlich grüßen.
Bis zur faulen birke geht es ganz gut. Der nächste Berg – schieben. Durch den Wald richtung Rödgen ist ein Auto gefahren.
gut für mich – es läuft. Traumhafte Aussicht bei den schneebedeckten Feldern oberhalb von Obersdorf. Wieder
zahlreiche lustige Abflüge. Ich quere die Straße Richtung Wilnsdorf.
Hier geht gar nix 🙁 schieben bis zur Anhöhe. der sonst nette Singletrail ist nur von wenigen begangen worden. runter läuft es,
aber die nächste Steigung kommt und schieben. Zwei nette Joggerinnen schauen mich mitleidig an und spenden mir
tröstende Worte. die Flachstrecke Richtung Höhwäldchen ist super zu fahren. Hier haben unzählige Füsse ganze Arbeit geleistet.
Vorbei am Sportpark über die Brücken – natürlich gefahren. Bei einem der lustigen Stürze hab ich mir wohl doch was am
Handgelenk eingefangen?!
Bis Wilnsdorf gekommen reicht auch, Abfahrt ins dorf. Durchs Industriegebiet Richtung Rinsdorf. Es schneit. Das kann es aber noch nicht gewesen sein. es geht noch was. In Eisern links ab den Berg hinauf Richtung Schränke. Alleine schmeckt ja
bekanntlich das bier nicht so gut, und deshalb will ich oben angekommen auch gleich rechts die Strasse in Richtung
Heimat und warmer Dusche.
Flöte gepfiffen! Da kommt mir doch beim Tennisheim ein fat tire flyer Trikot entgegen. Beinhart Söhngen will heimlich eine
Strasseneinheit einlegen. Pause und rein in die Schränke.
Vier große Durstlöscher und unsere Wege trennen sich wieder 🙂
Sascha nach rechts Richtung Herdorf, ich Richtung Heimat.
fazit – schöne winterlandschaft – aber scheisse zu fahren!
Ich sehe mehr als schwarz für die Hohe Bracht. Laut Wetterbericht sollen da in den nächsten Tagen noch so einige Zentimeter Neuschnee beikommen 🙁 Zum Wandern gut – zum Fahren Mist.

TEIL 3: DIE RUECKKEHR DER LOW-PRESSURE-KÖNIGE! (HOHE BRACHT-TOUR 2005)

Freitag, 11. März. Es schüttet wie aus Eimern und stürmt wie Hulle. Der Regen verwandelt sich im laufe der Nacht dann auch noch in Schnee. Beste Voraussetzungen also für die erste offizielle Vereinsausfahrt in 2005.

Samstag morgen, 12.03.05. Der Wecker reisst mich um 7 Uhr aus dem Schlaf. Wo bin ich? Warum muss ich aufstehen?
Ganz klar! Es muss ein weiteres Kapitel der Winterheldensaga geschrieben werden.
Es liegt Schnee. Wie wird es erst in den höheren Regionen der Tour aussehen?! Schnapsidee, total bescheuert und aehnliche vergleiche geistern durch mein noch nicht ganz waches Hirn. Ich schlüpfe im Zwiebelprinzip in unzählige Kleidungsstücke. Kleines Notfrühstück, jede Menge Klamotten zum wechseln (man soll ja auf seinen Guide hören) in den großen Rucksack – und los gehts.

8.15 Uhr, kein Mensch an dem vereinbarten Treffpunkt, Tankstelle Eiserfeld. Die werden mich doch nicht im Stich lassen, und mich alleine mit Wolle fahren lassen?! Keiner kommt. Ein paar Minuten später fahre ich dann los Richtung Siegen Bahnhof.
Als ich am stummen Loch die Straße verlasse und auf den Radweg einbiege, sehe ich Reifenspuren von zwei Rädern im Schnee. Also doch. Das können nur Bekloppte von uns sein! Im Fahrradabteil der Regionalbahn nach Hagen dann großes Hallo. Meik und Sascha warten schon auf die Abfahrt Richtung Eichen.

Hauptbahnhof Eichen. Wir treffen unseren Wolle, der sich auch Gedanken um den Sinn, oder besser Unsinn dieser Aktion macht. Nützt nichts. Los gehts. Die fanta 4 biegen oberhalb von Eichen in den Wald ein, und siehe da – es wird noch schlimmer wie gedacht.
Durch den Regen der vergangenen Tage ist die unterste Schneeschicht nass und glitschig wie Schmierseife. Die ersten
ungewollten seitlichen Fahrmanöver beginnen. Sonst schöne Singletrails sind unfahrbar – schieben ist angesagt.
Auf der Höhe angekommen werden wieder erste Fahrversuche unternommen. Die Reifen sinken in den Schnee wie sonst nur dünne Rennradpneus. Es wird mit allen Tricks gearbeitet. Luft wird aus den Hinterrädern abgelassen um eine grössere Traktionsfläche zu bekommen. Die Mythen „low-pressure-riding“ und „very-low-pressure-riding“ sind geboren und begleitet uns bis zur Hohen Bracht.

Es geht nicht wirklich besser durch diese Maßsnahme, aber manchmal hilft ja schon der Glaube daran. Bis zur Krombacher Höhe wollen wir es versuchen. Immer wieder Schiebepassagen und seitliches wegrutschen vom Feinsten. Durchdrehende Räder von schier unglaublicher Kraft angetrieben. Tiefste Winterlandschaft wie Scott und Amundsen sie erfahren haben müssen.
Auf einer Abfahrt probt Sascha dann noch den Abstieg über den Lenker. Nix passiert, zumindest ihm nicht. Wie sich später rausstellt, ist bei seinem Leicht-Racebike eine Speiche am Hinterrad gebrochen, und jetzt eiert es wie Sau.
Reiner Kampf mit den Elementen. Männer gegen Eis und Schnee. Schnell sind wir uns einig – ab Krombacher Höhe geht es nur über die Straße weiter! Aber noch sind wir nicht da.
Wir treffen auf den neuen Zubringer der HTS. Knietiefer Schnee ist ein prima Fahrradständer wie sich rausstellt. Wir stapfen einen Abhang hinunter und wollen unser Glück auf der neuen Trasse versuchen. Es geht sogar etwas besser voran. Eisplatten knacken unter den Reifen, aber wir kommen der Krombacher Höhe näher. Hier treffen wir auf die ersten ungläubigen Zeugen unseres Tuns in Form von Autofahrern.

Abfahrt über die Straße. Gesichtspeeling durch Schnee und Hagel. In Neuenkleusheim kommt die Gewissheit – uns wird wieder warm. Es geht 4 km bergauf zum Windrad. Der erste Gipfel ist erklommen. Frühstückspause in der örtlichen Schutzhütte in toller Winteridylle. Einige Passanten ziehen mit Wintersportgerät an uns vorbei.

Abfahrt Richtung Welchen-Ennest. Nasskalt, der Wind schneidet im Gesicht und dringt durch alle Zwiebelschichten Bikebekleidung. Wir fliegen bis nach Benolpe hinunter. Unser Wolle kommt ja prima im Wald zurecht, aber über die Strasse – keine Ahnung!
Hier vertrauen wir den Aussagen eines Wanderers, und suchen den Weg nach Bielstein. Es geht bergauf. Nette Menschen sagen uns: der Weg nach Bielstein ging da unten rein! OK. Wieder den Berg runter. Wie wir feststellen müssen, hat der gute Wandersmann uns einen Wanderweg nach Bielstein beschrieben. Ebenso unbefahrbar wie alles im Wald.

Das kann es nicht sein. Wir wollen wieder der Teerstrasse hinauf, und hoffen auf eine freie Auffahrt. Hier unternimmt Meik einen bösen Angriff auf die Moral der Truppe! Er will uns in die erstbeste Gaststätte am Ort einladen und eine Runde schmeissen. Als das nicht recht fruchtet erhöht er sein Angebot sogar noch auf zwei Runden. Die ersten überlegen
ernsthaft.
Nix da. Den Berg wieder rauf, und siehe da – es war nur eine Zufahrt zu den letzten versteckten Häusern. Berg wieder runter nach Benolpe. Es geht über Hofolpe, Kirchhundem über die Hauptstrasse nach Lennestadt. Der uns zuerst beschriebene Weg eines Ortsansässigen hätte uns Richtung Winterberg geführt. Kann nicht stimmen. Weiter gefragt. Jetzt endlich glauben wir den richtigen Weg zu kennen. Was tun? Unserem Zeitplan hinken wir schon hinterher.
Wir treffen einen Entschluss: der Berg ist unser! Wir stürmen die Hohe Bracht und sparen uns dafür die Rückfahrt über die Straße. OK. 2,5 km nette Steigung Richtung Bielstein. Es zieht sich! Bei manchem stellt sich auf der kurvigen Strecke hinauf ein Alp-d’Huez-Feeling ein.

Die erste Anhöhe ist erreicht – aber noch nicht die Hohe Bracht.

Die Hinweisschilder weisen uns den Weg zur Hohe Bracht und ins Skigebiet – Heute bestimmt nicht übertrieben. Noch einmal schrauben wir uns ca. 4 km bergauf zum Ziel unser Träume. Ich sehe den Turm – und keine drei Meter rechts von mir ist ein Skilift in Betrieb.
Oh shit – wir haben es wirklich getan. Noch ein paar mal um den Berg rum geht es nach oben und wir sind da.
Over the Top!
Wir machen noch ein paar Fotos die wir unseren Enkeln (und Euch) zeigen können. Winterlandschaft bei Sonnenschein, ein toller Ausblick, Erleichterung auf allen Gesichtern und Bärenhunger!

Wir lassen uns an unserem Stammtisch nieder. Der kleine Mann pfeift uns einen Willkommensgruß. Es ist 13 Uhr.
Wirre Getränkebestellungen bringen die Bedienung aus der Fassung, aber dafür beim Essen eine unisono, leicht zu merkende Sache: 4 mal Rinderkraftbrühe mit Einlage, und einen lecker Försterteller mit drei kleinen Steaks, Speckbohnen und schön fettigen Bratkartoffeln. Das brauchts jetzt! Bier schmeckt, und es wird eine kurzweilige gesellige Runde mit den üblichen haarsträubenden Geschichten.
Der kleine Mann pfeift gerade zum dritten mal, als wir uns dick vermummt wieder den Berg hinunter ins Tal stürzen.

Rein in den Zug, und ab Richtung Heimat. Wolle verlässt uns in Kreuztal. Wir fahren weiter bis nach Siegen, und dann
umsteigen Richtung Süden. Wir verlassen den Zug in Niederschelden, und hier trennen sich nun endgültig unsere Wege. Es setzt noch mal richtiges Schneetreiben ein. Klar – muss sein. Zuhause angekommen noch schnell das Salz vom guten Stück (Bike!) gewaschen, und ab unter die warme Dusche!

Tja ihr Lieben. Das war sie, die erste offizielle Vereinsausfahrt in diesem Jahr. Wir haben es uns nicht nehmen lassen, das scheinbar letzte richtige Aufbäumen des Winters mit Verachtung zu strafen. – Der Weg ist das Ziel.

Zahlenspiegel: Strecke ab Eichen 52 km, 1000 hm

Grüße
Balzi (mit Wolle, Sascha und Meik)