Zwei Jahre sind vergangen seit der letzten gemeinsamen Alpentour von Sascha und mir (Wolle). Also höchste Zeit für ein neues Abenteuer. Diesmal haben wir bei Bike Alpin (www.bikealpin.de) den Alpen- und Dolomitencross von Kufstein nach Verona gebucht. Sowohl die Streckenlänge als auch das Profil mit täglich 2000 Höhenmetern und einigen Tragepassagen waren eine neue Herausforderung.
Geführt wurde die Tour von Tobias Fischnaller (www.tofisch.com), einem staatl. geprüftem Bergführer. Tobias ist u. a. durch seine Expeditionen in ferne Länder wie z. B. Australien, der Mongolei oder Kamtschatka bekannt geworden.
Nach 2 Monaten ist der Bericht nun endlich vollständig. Viel Spaß beim Lesen und Bildergucken!
Die Anreise nach Kirchberg in der Nähe von Kufstein am 18.08. verläuft bis auf einen kleinen Stau problemlos. Wir erreichen das Bikehotel Klausen pünktlich um 18.00 Uhr und bringen unsere Bikes in den Schikeller und das Gepäck auf die Zimmer. Alles ist sehr sauber und komfortabel eingerichtet.
Tobias, unser Guide, stellt sich vor und erklärt uns das Wichtigste zur Tour. Anschließend geht´s zum gemeinsamen Abendessen. Nach reichlich Kohlehydraten und Vitaminen setzen wir uns noch zum Kennenlernen auf die Hotelterasse. Nach 2 Wochen Dauerregen scheint der Sommer doch noch einmal zurückgekommen zu sein und wir genießen den Abend bei einem Glas Hefeweizen.
Am nächsten Morgen ist´s vorbei mit der Beschaulichkeit. Nach einem guten Frühstück treffen wir uns um 9 Uhr zur Abfahrt. Nach kurzer Flachetappe, viel zu kurz zum Aufwärmen, geht es ab in die Wand. Es folgen 900 Höhenmeter am Stück mit ständigem Blick auf das Bergmassiv des Wilden Kaisers. Serpentinenartig windet sich der Weg dem Verlauf der Seilbahn folgend zur oberen Fleckalm am Pengelstein.
Bei einer Bergkapelle machen wir eine kurze Rast. Es dauert nicht lange, da kommt ein Geländewagen angebraust und in schwarz und weiß gekleidet steigt ein Pärchen aus, um sich hier das Jawort zu geben. Sie hätten sich vielleicht Bike- oder Wanderschuhe anziehen sollen, um auf den Hochzeitsfotos in luftiger Höhe authentischer zu wirken.
Wir jedenfalls fahren auf Schotter weiter bis zur Pengelsteinspitze in 1940m Höhe. Das waren am ersten Vormittag mal eben 1150 Höhenmeter, nicht schlecht für den Anfang und Zeit für eine ordentliche Mittagspause. Die machen wir auf der Sonnenterasse einer überdimensonalen Skihütte nahe der Seilbahn-Bergstation. Du brauchst nicht viel Fantasie, um dir die Massen der Skifahrer im Winter vorzustellen.
Aber jetzt ist Sommer und die Berghänge „gehören“ den Wanderern und Bikern. Wir fahren durch das Skigebiet Hahnenkamm und gelangen zur Rettensteinalm und nach einem weiteren Anstieg zum Stangenjoch. Von hier aus fällt der Blick auf die Venediger-Gruppe, der am meisten vergletscherten Gebirgsgruppe der Hohen Tauern.
Vom Joch geht´s bergab mit einem Zwischenhalt auf der Baumgartgrundalm. Hier gibt´s neben lecker Kuchen einen Obstler auf Kosten des Hauses und Live-Musik Hausmacher Art.
Die weitere Abfahrt führt uns zunächst über Schotter und dann auf Teer nach Mittersill, dem Ziel unserer ersten Etappe.
Mittersill liegt mitten im Salzburger Land an der Salzach. Von hier aus verläuft die Felbertauernstraße durch den gleichnamigen Tunnel nach Osttirol.
Auch wir wollen nach Osttirol, allerdings nicht durch, sondern über die Felber Tauern, genauer gesagt über die Sankt Pöltener Hütte, die mit 2481 Metern den höchsten Punkt der Tour darstellt.
Zunächst biken wir recht unspektakulär parallel zur Felbertauernstraße einen Radweg entlang. Nach ca. 10 Km zweigt der Weg ab in Richtung Hintersee. Hier machen wir eine kurze Rast und genießen den Blick auf den See und die dahinter liegenden Berge.
Das Wetter zeigt sich unbestimmt aber immerhin bleibt es (noch) trocken. Serpentine um Serpentine schrauben wir uns auf Schotter bis auf über 2000 Meter Höhe. Hinter uns können wir immer wieder das mittlerweile 1300 Meter tiefer liegende Mittersill erblicken.
Die Aussicht auf die Venedigergruppe zur Rechten und die Glocknergruppe zur Linken bleibt uns allerdings verwehrt. Unaufhaltsam senkt sich dichter Nebel auf uns herab. Wäre ich mit dem Auto unterwegs, hätte ich schon lange die Nebelschlussleuchte eingeschaltet.
Die jetzt noch vor uns liegenden 400 Höhenmeter sind derart verblockt, dass selbst Schieben nicht mehr sinnvoll ist. Mit dem Bike auf dem Rücken stapfen wir durch den dichten Nebel und über Schneefelder dem Gipfel entgegen. Plötzlich erscheint schemenhaft die Hütte aus der Nebelwand. Es sind nur noch ein paarhundert Meter bis zum Ziel.
Dort angelangt stellen wir unsere Räder ab und machen in der warmen Stube Mittagspause. Während dessen verschlechtert sich das Wetter, es fängt an zu regnen. Wir ziehen unsere Regenklamotten an und bereiten uns auf den Abstieg vor.
Auch bergab wird zunächst geschoben. Mit dem Wetterumschwung ist die Temperatur stark gefallen. Zunehmend mischt sich Hagel in den Regen und die kleinen Körner malträtieren alle noch freiliegenden Hautpartien.
Immerhin ist der Weg wieder fahrbar, allerdings sind es keine Trails mehr sondern Sturzbäche, durch die wir am Hang oberhalb des Tauernbachs unseren Weg ins Tal suchen. Zu allem Überfluss blitzt und donnert es plötzlich um uns herum, spektakulär aber doch etwas beängstigend.
Das Zentrum des Gewitters liegt glücklicherweise nicht direkt über uns, so können wir weiterfahren und gelangen sicher aber nass bis auf die Haut auf die Straße, die uns nach Matrei in Osttirol führt. Bei der abschließenden schnellen Teerabfahrt sinkt die gefühlte Temperatur in Richtung Gefrierpunkt. Erst die warme Dusche im Hotel erweckt wieder unsere Lebensgeister.
So hängt dieser Etappe ein Hauch von Abenteuer an. Wir sind uns allerdings einig, das wir diese Art von Abenteuer nicht jeden Tag haben möchten.
Der erste Gedanke nach dem Aufwachen gilt dem Wetter. Ich ziehe die Vorhänge zurück und sofort macht sich gute Laune breit. Das düstere Grau von gestern ist verschwunden, einzig der aus den feuchten Wäldern aufsteigende Nebel erinnert an das vergangene Unwetter.
Ein Gutes hatte der Regen von gestern allerdings: der auf den Trails eingesammelte Schlamm wurde auf der abschließenden Straßenetappe restlos abgespült. So bleibt ein kurzer Check mit Kettenölung und Gabelputzung bevor wir uns auf den Weg machen.
Wir fahren auf Teer zügig talabwärts bis nach Huben. Hier biegen wir ab ins Defereggental. Entlang der Schwarzach geht´s immer noch auf Teer das Tal hinauf bis nach St. Jakob in Defereggen.
In der Ortsmitte machen wir vor dem Supermarkt Pause. Ich kaufe etwas zum Knabbern, einen scheußlich süß schmeckenden Iso-Drink und eine Dose Red Bull für Sascha, denn wir haben noch einige Höhenmeter vor uns und da kann es nicht schaden, wenn einem einer Flüüügel leiht.
Wieder auf dem Bike verlassen wir an der Abzweigung zum Staller Sattel die Straße und fahren auf Schotter weiter ins obere Defereggental.
Vorbei an ein paar Almen und einem fast verlassenen und teils verfallenen Dorf schrauben wir uns Meter für Meter in die Höhe. Wir blicken in riesige Seitentäler und der noch vor uns liegende Weg scheint endlos.
Plötzlich schießt ein Biker mit seinem No-Suspension-Gaul und siegessicherem Gesichtsausdruck an mir vorbei und dem Gipfel entgegen. „Alle Achtung, der hat´s drauf“, denke ich mir und komme fast in Versuchung, hinterher zu jagen. Schließlich siegt aber doch die Vernunft und ich trete weiter meinen Trott, Ankommen ist die Devise.
Drei Serpentinen später stellt sich bei mir gleich ein doppeltes Lächeln ein. Erstens kommt mit dem Klammljoch das Ende der Steigung in Sicht und zweitens der Biker von gerade. Bei ihm hat die Siegessicherheit Platz gemacht für Atemnot und Hautrötung, während auf meinem Gesicht bestimmt ein wenig Schadenfreude abzulesen ist.
Das Klammljoch in 2290 Metern Höhe bildet zugleich den Übergang nach Italien. Ein Schild an der kleinen Hütte zeugt von den Zeiten, als Europa noch nicht „grenzenlos“ war. Die Hütte ist gleichzeitig unser Sammelpunkt. Von hier aus geht der Blick auf der einen Seite zurück ins Defereggental und auf der anderen Seite ins Ahrntal, unserer weiteren Fahrtrichtung.
Vorbei an alten Militärstellungen und dem Klammlsee „schottern“ wir ins Tal hinab. Wenig später gelangen wir zur Knuttenalm. Hier gibt´s ein deftiges Mittagessen und eine hübsche Bedienung (das Bild ist leider etwas verwackelt, deswegen hab´ ich es weggelassen).
Frisch gestärkt fahren wir weiter bergab ins Tauferer Tal, als Tobias plötzlich in die Eisen geht, und ein schwarzes Teil am Wegesrand liegen bleibt. Heinz hebt es auf und übergibt ihm feierlich die verlorene Tretkurbel. Die Schraube hat sich allerdings auf ewig verabschiedet und so macht sich Tobias mit rundem und zusätzlich nach innen gerichtetem Tritt weiter auf den Weg nach Gais, unserem heutigen Etappenziel.
Hier, kurz vor Bruneck, bekommt unser Guide seine Schraube und wir alle schließen den Tag bei einem lecker Abendessen.
Verglichen mit der gestrigen Etappe, die hauptsächlich durch die Wetterkapriolen sowie von 700 Höhenmeter hochtragen und 500 Meter runterschieben geprägt war, war das heute eine schon fast eine Spazierfahrt.
Etappe 4: von Gais nach Corvara (22.09.)
Heute wird die Kulisse getauscht. Aus Alpen werden Dolomiten, das Flair wird südländischer.
Von Gais radeln wir talabwärts nach Bruneck und dann um den Kronplatz nach St. Vigil. Die Sonne scheint und das Thermometer klettert unaufaltsam in die Höhe. Mitten im Ort finden wir ein nettes Café und trinken erst einmal einen Cappuccino.
Anschließend geht´s bergauf zum Ritjoch. Die Auffahrt selbst ist wenig spektakulär. Auf dem Hochplateau in 2020m angekommen, erschließt sich uns allerdings ein herrlicher Rundumblick.
Vom Alpenhauptkamm über die Fanes-Gruppe bis hin zum gewaltigen Massiv der vergletscherten Marmolada-Nordwand ist alles in bester Fernsicht zu sehen. Wir legen die Bikes beiseite und lassen uns eine Weile von der Mittagssonne verwöhnen.
Nach einer kurzen Abfahrt geht es noch einmal bergauf in Richtung Kreuzkofel-Gruppe. Auf dem Weg dorthin machen wir immer wieder Halt für ein Foto vor der beeindruckenden Kulisse des Bergmassivs. In 2068m Höhe erreichen wir die Schutzhütte am Fuße des Hlg. Kreuz-Kofel.
Das bereits im 18. Jahrhundert erbaute Schutzhaus diente ursprünglich Pilgern beim Besuch der benachbarten Kirche als Unterschlupf. Die von unzähligen Wanderschuhen rundgeschliffenen Bodenplatten und ausgetretenen Treppenstufen könnten gewiss so manche Geschichte erzählen.
Wir machen vor der Hütte unsere verspätete Mittagspause. Trotz des herrlichen Wetters ist es jedoch recht kühl, also ziehe ich Weste und Armlinge an, um mich nicht zu erkälten. In Kombination mit meinem ärmellosen Trikot entsteht so ein recht schräges Outfit und ich hoffe, nicht von der Style-Polizei erwischt zu werden.
Glücklicherweise lenkt ein Zwischenfall die Blicke von mir weg: 10 Meter weiter versuchen gerade 3 Pferde samt dem Geländer, an dem sie angebunden waren, abzuhauen. Tobi hält die Gäule im Zaum und ruft die zugehörigen Reiterinnen herbei. Die übernehmen dankbar und wir machen uns zur Weiterfahrt bereit.
Es folgt eine tolle Abfahrt nach St. Kassian. Der Trail ist steinig aber gut fahrbar. Für Rüdiger´s Leichtbereifung wohl eine Spur zu steinig, mit lautem Zischen verabschiedet sich ein Schlauch und unterbricht den Downhill-Flow.
Zu dritt ist der Defekt in Rekordzeit behoben und es kann weiter gehen über Holzstege und Wiesentrails ins Tal nach Arlara. Die ausgeschütteten Glückshormone lassen uns den abschließenden Teeranstieg nach Corvara förmlich hochfliegen.
Wir erreichen unser Hotel gegen 18 Uhr. Nach 2200 Höhenmetern stellen wir unsere Bikes im Hotelflur ab und freuen uns auf das reichhaltige Abendessen und die zwei bis drei Weizen danach.
Etappe 5: von Corvara nach Bellamonte (23.08.)
Der Morgen in Corvara zeigt sich von der besten Seite. In der aufgehenden Sonne bestaunen wir vom Hotelparkplatz aus die umliegenden Berge. Sowohl die Puez-Gruppe als auch der Sella-Stock präsentieren sich majestätisch im noch jungen Tageslicht.
Pünktlich wie immer verlassen wir um 9 Uhr die Hotelanlage und machen uns auf in Richtung Incisia-Joch. Der Weg wechselt von Teer in Schotter und es scheint, als würden die Steine mit zunehmender Steigung größer.
Hinter mir höre ich, wie Tobias schiebt und was davon erzählt, dass wir ja nicht wissen könnten, was noch auf uns zukommt. Der Weg wird steiler und die nächste Biegung erklärt die Worte unseres Guides. Zu steil und zu verblockt ist der Trail, also entscheiden auch wir uns für´s Schieben.
Zum Glück dauert es nicht allzu lange bis die Strecke wieder fahrbar wird. Im Spalier der Bergmassive, allen voran die markante Puez-Gruppe, fahren wir zum Incisia-Joch auf 1950m.
Bei dem sich jetzt auftuenden Bild stockt mir ein wenig der Atem. Auch wenn wir vorher schon einen Blick auf die vergletscherte Nordwand der Marmolada werfen konnten, erst jetzt zeigt sie sich in voller Größe und wirkt mit den über ihr schwebenden Wolken irgendwie bedrohlich.
Ich löse mich aus dem Bann, denn schließlich liegen noch einige Höhenmeter vor uns. Als nächstes steht das Pordoi-Joch auf dem Programm. Ursprünglich war geplant, den gesamten Anstieg auf Teer zu bewältigen. Heinz jedoch kennt einen Wanderweg und so können wir uns zumindest in der ersten Hälfte von der stinkenden Blechlawine fernhalten.
Nach einer kurzen Pause vor einem Souvenirladen kommen wir auf den letzten Höhenmetern dann aber doch nicht an der Asphalttrasse vorbei. Immerhin bietet sich während der Auffahrt immer wieder der Blick auf den rechter Hand liegenden Sellastock.
Die Passhöhe besteht aus einem Hochplateau, bestückt mit jeder Menge Gastronomie und noch mehr Parkplätzen. Wir stellen unsere Bikes ab und ich genieße unter der Sonne Italiens meinen ersten Latte Macciato.
Der Pordoipass führt wie der Sellapass ins Fassatal. Hier oben beginnt auch der berühmte Bindelweg, der sich teilweise nur handtuchbreit durch die Dolomiten nach Süden schlängelt.
Wir wählen die Teerabfahrt nach Canazei und biken von dort aus weiter durch das Fassatal bis nach Campitello. Hier gibt´s erstmal eine ordentliche Portion Pizza.
Anschließend ist Improvisationsgeist gefragt, denn bei Jo´s Specialized hat sich der Hinterbaudämpfer verabschiedet. Ein Stück Holz, zwei Kabelbinder und die Schnitzkünste von Olaf machen das Bike wieder fahrtüchtig. „The Wooden Damper“ beschränkt sich im Federweg zwar auf die Elastizität des Holzes, bietet dafür aber eine hohe Ausfallsicherheit und ermöglicht Joanna, die Tour bis zum Ende mitzufahren.
Von Campitello aus fahren wir weiter das Val di Fassa hinunter bis nach Moena. Hier biegen wir ab ins Val di S. Pellegrino, um dann den letzten Anstieg für heute, den Passo di Lusia, zu überwinden.
Auf der Passhöhe in 2050m erreichen wir ein hübsches Häuschen, dessen Besitzer offensichtlich gleich 2 Hobbies hat: zum einen zieren zahlreiche Schnitzarbeiten die Hausfassade und den Vorplatz und zum anderen zieht dort ein uralter Porsche die Blicke auf sich.
Es ist mittlerweile schon 5 Uhr, Zeit für die letzte Abfahrt. Diese führt uns direkt nach Bellamonte. Das kleine Städtchen liegt nicht weit entfernt von Predazzo im Val di Fiemme (Fleimstal) und bildet gleichzeitig den Abschluss der heutigen Etappe.
Nach den zahlreichen Höhenmetern, Eindrücken und Erlebnissen schmeckt das Abendessen besonders gut.
Etappe 6: von Bellamonte nach Rovereto (24.08.)
Bei der gestrigen Etappenbesprechung hat uns Tobias den heutigen Abschnitt als „Überführungsetappe“ erklärt. Mit moderaten 1250Hm, dafür aber einer Streckenlänge von 115Km. Überführung nach Rovereto, knapp 20Km östlich von Riva. Überführung zu dem Ort, wo morgen die letzte, die Königsetappe beginnen soll. Überführung zum, wie sich später noch herausstellen wird, ultimativen Leistungs- und Leidensfähigkeitstest. Doch dazu mehr in der nächsten Story.
Zunächst starten wir in Bellamonte und fahren durch das Val di Fiemme (Fleimstal) in Richtung Cavalese. Weiß der Henker, warum der Fluss, den wir dauernd rechter Hand sehen, nicht Fiemme oder Fleim sondern Avisio heißt. Auf den Nebenwegen, die wir fahren, sehen wir ein paar schöne Nebentäler, aus deren Wasser der Avisio gespeist wird.
Vorbei am Lago di Stramentizzo verlassen wir bei Casatta das Tal, schließlich müssen wir irgendwann auf unsere Höhenmeter kommen. Durch Montalbiano und Sicina biken wir auf Teer bergauf bis zu einem Parkplatz, wo uns Pilzsammler stolz ihr Beute zeigen.
Wir kurbeln weiter auf gut befahrbaren Waldwegen und machen in der Nähe einer Jagdhütte (zumindest könnte es sowas sein) Pause. Nach den letzten Tagen vermissen wir so langsam unser tägliches Highlight. Aber Tobi hat für auch für heute was in petto.
Nach kurzer Fahrzeit kommt die Anweisung: „Scharf rechts“. Schön und gut, nur das scharf rechts kein Weg zu sehen ist. Erst bei genauerer Betrachtung lassen die geknickten Grashalme einen Trail vermuten.
„Wer will, kann fahren!“ Keiner will, also schieben alle. Ist auch besser so, den es geht steil bergab, ist glitschig und hat Stufen. Dann hat „es“ Wurzeln und Steine bis „es“ uns schließlich auf eine Waldlichtung entlässt.
Nun folgt eine Reihe schöner Trails durch Wald und Wiese hinab nach Brusago. Nur noch ein paar Kilometer sind es bis zur Mittagspause in der weltbesten Spaghetteria in Bedollo. Ich fühle mich italienisch, denke an die frühen 80er Jahre und bestelle folgerichtig Spaghetti Carbonara. Es schmeckt ganz hervorragend und der volle Magen stört heute nicht, schließlich ist es eine Überführungsetappe.
In der Tat haben wir den Großteil der Höhenmeter bereits hinter uns gelassen. Vorbei an Lago di Piazze und Lago di Serraia biken wir nach Trento. Zwischendurch lässt sich sogar einmal ein Blick auf das Nordufer des Gardasees erhaschen.
Völlig überfordert von den fehlenden Höhenmetern machen wir in Trento erst mal Pause. Umgeben von historischen Baudenkmälern und südländischem Flair (Kehrmaschinenstaub, Presslufthammergetöse und Kindergeschrei) serviert eine hübsche junge Frau Cappuccino. Wir lassen es uns schmecken, bezahlen und verlassen anschließend wieder das hektische Treiben der Großstadt.
Der Rest ist schnell, sowohl gefahren als auch erzählt. Meist schnurgerade führt uns der Radweg von Trento nach Rovereto. Windschatten, belgischer Kreisel und heraufziehende Wolken treiben den gefahrenen Schnitt in die Höhe und lassen uns ruck-zuck ankommen.
Das Zimmer ist klimatisiert und das Abendessen gut. Ich lege mich schlafen und bin gespannt, was der morgige Tag bringen wird.