Ausnahmezustand in Schmallenberg:
Der Berg ruft aber es regnet nicht
Einmal im Jahr findet in Schmallenberg ein 47 Km MTB-Rennen statt, genannt „Der Berg ruft“. In den vergangenen Jahren war die Veranstaltung fest verknüpft mit Regen oder zumindest mit Kurz-vorher-Regen, sodass sich Mensch und Maschine nach dem Rennen farblich kaum noch von der Strecke abhoben.
Dieses Jahr war alles anders. Sonne am Himmel, Boden trocken, Strecke schnell wie nie.
Der Berg ruft – ein persönlicher Erfahrungsbericht
Der Wettergott meinte es diesmal gut mit uns. Entgegen der Vorjahre lachte der Lorenz (die Sonne) nur so vom Himmel. Als das Rennen gegen 18.00 Uhr gestartet wurde, hatten wir noch immer 25 Grad. Also ideale Temperaturen für´s Biken. Neben mir gingen auch Wolfgang, Jörgi und Martin, sowie noch knapp 450 weitere Teilnehmer an den Start.
Aufgrund der trockenen Witterung der vergangenen Tage sollte diesmal eine Zeit von knapp 2 Stunden für die 47 km drin sein !!
Die ersten 4 km ging´s nach dem Startschuß über glatten, heißen Asphalt Richtung Wald zur ersten Steigung. Schon auf der Straße gaben einige der Leute soviel Gas, als ob das Ziel schon in Sichtweite wäre. Teilweise überholten manche Biker so Banane, dass ich mehrmals in die Eisen steigen musste, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Nach Ende des Rennens habe ich dann erfahren, dass ein Auto, das am Straßenrand geparkt wurde, von einem Biker auf die Hörner genommen wurde, bzw. dass dabei auch einige Andere ins Verderben gerissen wurden.
So, nun waren wir also heile über die Straße zur ersten Wand gekommen. Hier konnten wir die Leute wieder einfangen und überholen, die sich auf den ersten Kilometern auf der Straße bereits ausgepowert hatten.
Insgesamt war die Strecke sehr selektiv. Singletrails, ausgewaschene Abfahrten und die übliche Schiebepassage nach 10 Km. Aber auch die Vorfreude, die gewonnenen Höhenmeter auf der Rückfahrt wieder zu vernichten.
Wir passierten die Abschnitte Rhein-Weser-Aussichtsturm, Millionenbank und Härtler.
Die Bodenverhältnisse waren wirklich Klasse und ich machte Platz für Platz gut. Durchschnittspuls mal wieder 180 bpm (beats per minute). Hinter mir hörte ich immer eine bekannte Stimme „Rechts, Mitte, Links, Achtung ich fahre vorbei“, die darauf schließen ließ, dass ich Wolfgang im Schlepptau hatte.
So war es dann auch, und im Sog der Geschwindigkeit blieben wir bis Kilometer 30 aneinander kleben. Mal war Wolfgang um 10-15 Meter vor mir, dann machte ich wieder die Pace.
Unterwegs trafen wir dann noch einen alten Bekannten, der auch bei unserem Rennen schon mehrmals erfolgreich unter den 3 Erstplazierten war. Nach kurzen Small-Talk legte er einen höheren Gang ein und entfleuchte unseren Blicken. Meiner Meinung nach sollte es verboten werden, dass Leute des 1949-Jahrgangs schneller sind als die Jüngeren. Das kratzt doch etwas am Ego!
Und dann kam was kommen musste, dass sich die Wintervorbereitung von Wolle auf der Rolle ausgezahlt hat. Dieser „dreckige Schüft“ zog einfach an einer technischen Passage an mir vorbei und wart nicht mehr gesehen. Aus 20 Metern wurden schnell 100 und mehr. Letztendlich hatte er mich dann um satte 1.20 Minuten im Ziel distanziert.
Da ich auch die ganze Zeit im Wald allein unterwegs war, konnte ich mich an keinen schnelleren Fahrer ranhängen. (Kommentar des dreckigen Schüfts: „Er hätte sich ja auch an mich ranhängen können“)
Nach 1 Stunde 54 Min. hatte ich es dann auch geschafft. Mit einem spektakulären Zielsprint (siehe Foto) kam ich mit Gesamtplazierung Platz 161 bzw. 71 in der Altersklasse Senioren I ins Ziel.
Jörg und Martin erreichen 6 bzw. knapp 20 Minuten später das Zeil.
Nachdem wir uns dann der rituellen Waschung in der überfüllten Umkleidekabine unterzogen hatten, gab´s im Anschluß noch die traditionelle Aufnahme einer Gerstenkaltschale. Ich habe anschließend auch noch leckeren Kuchen probiert (Farbe Giftgrün !!! ), Geschmack Note 2, -richtung ??? undefinierbar. Was war das nur ?
Fazit: Zeitmäßig haben wir alle unsere gesteckten Ziele erfüllt. Hat Spaß gemacht, besonders wenn wir daran denken, dass wir „alten Hasen“ wesentlich jüngeren Bikern das Hinterrad zeigen konnten.
Wir sehen uns im nächsten Jahr wieder !!