Ruhrpottcross 2005

Ruhrpottcross 2005: Singletrail-Schlammschlacht

Mal wieder eine Leserreise! Im Frühjahr publizierte die Zeitschrift Mountainbike mit dem Ruhrpottcross eine Zweitagestour ganz in unserer Nähe. Deswegen und weil wir wissen wollten, wo sich im Ruhrgebiet zwischen Duisburg und Dortmund 130 Km und 3200 Hm Trails verstecken, haben Sascha, Meik und ich uns angemeldet. Ein Stück Ruhrpottkult hatten wir ja schon in 2002 rund um Aplerbeck kennengelernt (siehe Archiv).

Am Anfang steht die Anreise von Eichen über Siegen und Düsseldorf nach Duisburg. Viel zu früh muss ich aufstehen, denn der Weg von Eichen nach Siegen muss per Bike bewältigt werden, um diese Uhrzeit fährt hier noch kein Zug.

In Siegen steige ich in den Regionalexpress nach Köln und mit mir ein, wie ich annehme, ebenfalls begeisterter Radfahrer.“Jesus lebt!“ verkünden Plakate an seinem Rad und seiner Tasche. Er schenkt mir ein Faltblatt, dankbar vertreibe ich mir mit dem Studium dieser Lektüre die Langeweile bis zum Bahnhof Niederschelden .

Sascha und Meik steigen zu, sie haben Pech: Jesus lebt zwar immer noch, aber Er schläft und ich behalte meinen Wissensvorsprung für mich. In Düsseldorf müssen wir umsteigen. Jesus lebt weiterhin, wir lassen Ihn schlafen, sein Fahrrad wäre für den Wald wohl ohnehin nicht geeignet gewesen, Gott möge ihn behüten.

Endstation Duisburg-Hauptbahnhof. 3 Km entfernt finden wir das Wedau-Stadion, hier beginnt die Tour. Bei Temperaturen um die 10 Grad setzt leichter Regen ein, ich kleide mich mit Regenjacke, Regenhose und Überziehern ein und sehe aus wie ein Michelinmännchen.

Nach 15 Km Radweg ohne nennenswerte Steigungen tauchen wir in die Wälder und Trails entlang der Ruhr ein. Die Jungs von der „Mountainbike“ und Manfred Stromberg als Organisator haben ganze Arbeit geleistet und kaum einen Singletrail der Region unberücksichtigt gelassen.

Nichts für Waldautobahn- und Schönwetterbiker! Die Wege sind schmal und das Wetter macht die Tour zur Schlammschlacht. „Eintauchen“ im wahrsten Sinne des Wortes, die Plempe ist manchmal 15 cm tief und zehrt an Mensch und Maschine.

An einem Abhang entscheide ich mich für Absteigen und Schieben. Ersteres funktioniert gerade noch, aus dem Schieben wird Ausrutschen und auf dem Hintern gehts durch die Matsche nach unten. Hinter mir ruft Meik: „Gib mir eine Plastiktüteeeaaahhhh!“ Er erleidet ein ähnliches Schicksal wie ich und braucht keine Tüte mehr.

Im weiteren Verlauf des Tages wiederholen sich solche und ähnliche Szenen öfters. Ganz nebenbei zwingt uns auf einer Anhöhe ein ordentliches Gewitter zu einem Zwangsaufenthalt in Manni´s Servicebus. Kurz vor Ende der Etappe setzt ein Hagelschauer noch einen drauf und wir müssen langsamer fahren, damit die kleinen Eiskugeln nicht durch die Haut gehen. Leider geht uns bei diesem Wetter der Blick für die Umgebung mit ihren Sehenswürdigkeiten verloren.

Aber: trotz Wind und Wetter halten wir durch und kommen ohne nennenswerte Verluste in Hattingen an der JuBi Welper an. Der Herbergsvater schlägt ob unseres Aussehens die Hände über dem Kopf zusammen, wir bekommen trotzdem ein tolles Abendessen, haben beim anschließenden Bier unseren Spaß und dürfen in guten Zweibettzimmern übernachten.

Der zweite Tag beginnt mit einem ordentlichen Frühstück und dem Versprechen des Veranstalters, nicht mehr ganz soviel Schlamm zwischen die Stollen zu bekommen. Der hat dann wohl die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der Wirt heißt Himmel und öffnet immer wieder seine Schleusen. Da hilft auch kein Unterstellen im Wald, denn nach kurzer Zeit ergießen sich Sturzbäche aus dem Blattwerk auf unsere Köpfe. Vielleicht hätte Er was dran drehen können, wir hätten ihn doch mitnehmen sollen.

Trotz des widrigen Wetters bleiben wir tapfer und kämpfen uns durch die geplante Strecke. Um die Mittagszeit erreichen wir im Muttental das Zuhause von Manfred Stromberg, die Fahrtechnikschule „Bikeride“. Wir bewundern das Rotwild in seinem Stall und bedienen uns seines Hochdruckreinigers, um unsere Böcke wieder halbwegs fahrtüchtig zu machen.

Nach tatsächlichen 130 Kilo- und 3000 Höhenmetern kommen wir in Dortmund an. Ursprünglich war als Zielort das Westfalenstadion vorgesehen. Da heute die Schwarz-Gelben spielen und der Klügere nachgibt, weichen wir aus auf den Parkplatz des Dortmunder Zoos.

Nachdem wir uns vom Rest der Gruppe verabschiedet haben, führt uns unser Guide netterweise noch auf dem schnellsten Weg zum Bahnhof. Mit einem Affenzahn hasten wir hinter Ihm und seinem 18-Kilo Freerider durch die Straßen der Ruhrmetropole.

Es reicht gerade noch für einen Kurzeinkauf: drei Döner, ein Sixpack Krombacher und ein Schönes-Wochenende-Ticket für die anschließende Heimfahrt. Was für ein Wochenende!

Wolle

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